Die Plattformökonomie bringt den Krieg auf Wiens Straßen
Fast schon vergessen ist das Chaos, das der Uber-Konzern weltweit – und auch in Österreich – verursacht hat. Mit dem Auftauchen der ersten Uber-Taxis schienen über Nacht alle bis dahin geltenden Regeln obsolet geworden zu sein. Fahrer benötigten neben dem Führerschein weder Ausbildung noch Ortskenntnisse. Navigationssysteme übernahmen die Orientierung, und ein Taxifahrer aus Kairo, Stockholm oder Moskau konnte quasi über Nacht zum Wiener Uber-Fahrer werden.
Das hat sich – langsam, aber doch – gebessert, da die starke Taxi-Lobby faire Konkurrenzbedingungen mit annähernd gleichen Regeln erkämpfen konnte.
Ganz anders stellt sich die Lage in der Gastronomie dar, die durch Plattformen wie Lieferando und Foodora zunehmend unter Druck gerät. Das Stadtbild hat sich drastisch verändert: E-Mopeds flitzen über Straßen, Radwege, Gehsteige und sogar durch Fußgängerzonen. Immer mehr Lokale müssen schließen, da sich durch die Essenszustellung auch das soziale Leben gewandelt hat und traditionelle Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren. Hinzu kommen die hohen Gebühren, die von den Plattformen kassiert werden. In Österreich – dem Land der Konsument:innen, Gastronom:innen und Zusteller:innen – bleibt kaum Wertschöpfung zurück, während gleichzeitig gewachsene Strukturen nachhaltig zerstört werden.
Die Gewerbeordnung für Gastronomiebetriebe und Botendienste ist streng. Niemand darf die Regeln brechen, niemand darf die Straßenverkehrsordnung dauerhaft ignorieren – außer offenbar Foodora und Lieferando.
Politik und Wirtschaftskammer sehen tatenlos zu. Es fehlt schlicht an einer starken Lobby, wie sie die Taxiunternehmen einst hatten.
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